Der pfälzische Erbfolgekrieg (Orlèansche Krieg) Teil 2: Die Zerstörungen von 1689

Abb. 1: Das brennende Speyer 1689, in der Mitte der Dom, Gemeinfrei

Die Zerstörung der Pfalz, die großflächig von den Franzosen im Jahre 1689 ausgeübt wurde, betraf fast alle größeren Städte am Rhein und dessen Hinterland. Heidelberg und Mannheim waren bereits zerstört worden, Heidelberg zu einem großen Teil, Mannheim komplett dem Erdboden gleichgemacht. Beispielhaft beleuchtet: die ehemalige Reichsstadt Worms: Sie wurde im September/Oktober 1688 von den Franzosen besetzt. Die Stadt hatte kampflos kapituliert, da die Lage hoffnungslos war und Entsatz nicht erwartet werden konnte.

Nun begannen die Besatzer, die Stadt mit Kontributionszahlungen und Einquartierungen schwer zu belasten. Aber waren die anfänglichen Besatzer alles in allem noch gnädig verfahren, änderte sich dies, als neue Besatzungen in die Stadt einrückten. Diesen ging es hauptsächlich darum, eine möglichst gute Versorgung mit Lebensmitteln und Wein sowie erhebliche Geldzahlungen zu erpressen (eine in den damaligen Zeiten „normal“ zu nennende Maßnahme, fast alle Armeen verfuhren so). So neigte sich das Jahr 1688 seinem Ende zu, aber noch düsterere Aussichten brachte das nächste Jahr, und nicht nur für die Wormser Bürgerschaft.

Abb. 2: Worms, Ausschnitt aus Carte topographique du cours du rhin, Jean de Beaurain, 1760

Am 11. Januar belagerte eine größere Anzahl französischer Soldaten mit Kanonen die mit ca. 70 Mann verteidigte Burg Starkenburg bei Heppenheim. Dies war bereits der zweite Versuch, da am 30.12.1688 ein anderer bereits gescheitert war. Die Belagerer mussten nach einigen Tagen erfolglos abziehen und ließen die Wormser Bürger für ihre Niederlage büßen.

Im Februar 1689, nach einem Besuch des Generals d’Huxelles, wurden die Befestigungen der Stadt begutachtet und ihre Schleifung geplant. Zunächst ging es nur um den äußeren Befestigungsring und den Wormsern wurde versichert, man denke nicht daran, auch den inneren Befestigungsgürtel zu zerstören. und entgegen dieser Aussage begann die Schleifung der inneren Werke am 2. März.

Ende April 1689 kam General de Tessé nach Worms. Er hatte bis zur völligen Zerstörung Mannheims dort Quartier gehabt. Im Prinzip sollte sich das Mannheimer Beispiel in Worms und anderen Rheinstädten wiederholen. Den Wormsern wurde Ende Mai die Zerstörung der Stadt angekündigt, ersten Aussagen zu Folge sollten nur der Dom und der Bischofspalast verschont bleiben. Viele Bürger brachten daraufhin ihre Habseligkeiten dorthin, nur um ein paar Tage später zu erfahren, dass nun doch auch diese Gebäude eingeäschert werden sollten (analog wurde in Speyer verfahren, dort wurden zusätzlich die Kaisergräber im Dom geöffnet und die Leichname geschändet). Alle Versprechungen der Franzosen wurden letzten Endes gebrochen, ja sogar eine Verlängerung der Frist bis zum 2. Juni war leider nur eine Finte. Am 31. Mai, nachmittags um vier Uhr begannen die französischen Truppen, viele davon sturzbetrunken, ihr Zerstörungswerk. Zum Verständnis: Nicht nur die Truppen Ludwigs des XIV. verfuhren so, sondern dies war in den damaligen Zeiten ein fast schon normal zu nennendes Vorgehen, man wollte dem Feind einfach keine intakten Strukturen überlassen. Es sollen Pläne zur Zerstörung von 1200 Dörfern und Befestigungen existiert haben. Diese wurden, zumindest was die Niederlegung von Befestigungen und Burgen betraf, auch zahlreich durchgeführt.

Dass dieses Vorgehen allerdings in der deutschen, vor allem in der pfälzischen Bevölkerung Ressentiments gegen das französische Volk im Gesamten und die „Mordbrenner“ Lavois, Tessé und Melac etablierten, welche sich zum Teil bis zum 2. Weltkrieg halten sollten, ist gleichfalls verständlich. In einer solchen Größenordnung hatte es diese Taktik der verbrannten Erde bis dato nicht gegeben.

Nach der Aktion in Worms wurden 964 zerstörte Häuser gezählt. Der Rat der Stadt war ins Exil nach Frankfurt gegangen, die meisten Bürger aber blieben in der Nähe der völlig zerstörten Stadt und harrten der Dinge, die da kommen sollten. Worms wurde wieder aufgebaut, ständig bedrängt von französischen und deutschen Truppen, welche sich in ihrem Verhalten kaum unterschieden; geplündert wurde weiter, und zwar von beiden Seiten.

Abb. 3: Worms und Umgebung mit den franz. Stellungen 1696-97, C.D. Voisin, gemeinfrei

Das Zerstörungswerk der französischen Truppen in der Pfalz ging jedoch weiter, beim Rückzug der Truppen wurden alle Befestigungen im Hinterland, derer man habhaft werden konnte. gründlich zerstört. Viele davon wurden nicht wieder aufgebaut. Schaut man auf die Zerstörungsdaten der pfälzischen Burgen, so gibt es ein Jahr, welches herausragt, das Jahr 1689. Der Krieg, welcher unter anderem als der „Pfälzische Erbfolgekrieg“ bezeichnet wird, dauerte bis zum Friedensschluss noch bis 1697 an, wobei sich der Schwerpunkt auf Gebiete außerhalb der Pfalz verschob.

Benutzte Literatur: F. Soldan, Die Zerstörung der Stadt Worms im Jahre 1689, Worms, 1889

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