Burg und Kirche
Eine weitverbreitete Meinung ist es, auf jeder Burg habe es eine eigene Kirche oder zumindest Burgkapelle gegeben. Dies trifft zwar oft zu, aber nicht immer. Auch gab es die so genannten Kirchenburgen, bei denen die Kirche der Hauptzweck und die Burg „nur“ dem Schutz derselben diente. Auch die Wehrkirchen fallen unter diese Rubrik. Sie bestanden häufig aus dem ummauerten Friedhof, also dem Gelände um die Kirche herum.
Ein sehr altes Beispiel gibt es in meiner direkten Nachbarschaft, in Rodenbach bei Grünstadt.
Gut zu erkennen sind die Zinnen und Schießscharten. Der Turm wurde im 12. Jahrhundert erbaut und diente wie viele dieser Wehranlagen dem Schutz der Landbevölkerung. Die nächstgelegenen herrschaftlichen Burgen sind Neuleiningen (erst im 13. Jahrhundert erbaut), Stauf (ca. 6 km Luftlinie), Altleiningen (7,7 km Luftlinie) und, als nächgelegene, Biedesheim (Ersterwähnung im 14. Jahrhundert). Eventuell erklärt dies die Notwendigkeit der Dorfbevölkerung, sich selbst zu schützen.
Ein Beispiel für eine Kirchenbefestigung, welche sich sogar zur Festung entwickelte, bietet die Festung Marienberg bei Würzburg. Um 1200 erbauten die Fürstbischöfe dort bereits eine Burg. Von 1253 bis 1719 war die immer größere Ausmaße annehmende Burg Residenz der Würzburger Bischöfe.
Der wohl bekannteste Burgenbauer und Kirchenmann war wohl Bischof Balduin von Trier. Von ihm wurden etliche Burgen „erworben“ und viele neu erbaut. Burgnamen, welche mit Balduin- beginnen, stammen von ihm, wie Balduinstein, Balduinseck. Auch Baldenau, eine Wasserburg, ließ er erbauen. Obwohl meist sehr erfolgreich bei der Eroberung von Burgen (u.a. die langwierige Belagerung der Burg Montclair an der Saar bei Mettlach) musste er auch Niederlagen einstecken. Die bekannte Burg Eltz belagerte er trotz des Baus einer Belagerungsburg (Trutzeltz oder Balduineltz) vergeblich. Im Konflikt mit den Grafen von Sponheim wurde er von Gräfin Loretta von Sponheim sogar gefangen genommen und erst nach hohen Zahlungen und Zugeständnissen wieder frei gelassen.
Ein weiteres Beispiel für eine Wehrkirche bietet der Ort Dörrenbach in der Südpfalz. Nicht oft wird bei den Wehrkirchen bekannt, ob sie jemals ihrem Zweck, der Ortsverteidigung, dienen mussten. Im April 1460 hat sich die Gemeinde Dörrenbach erfolgreich gegen eine Übermacht von kurpfälzischen Truppen gewehrt. Erst im August musste der Ort und die wehrhafte Kirche, diesmal kampflos, übergeben werden. Die Wehrkirche wurde sogar Sitz des Hochgerichts, welches bis zur Zerstörung der Burg Guttenberg 1525 dort seinen Sitz hatte. Erkennbar ist dies an der Wehrmauer, nahe des Tores. Dort ist ein Schwert in die Mauer geritzt. ein Symbol, dass hier die Blut- und Halsgerichtsbarkeit ihren Sitz hatte.
Gibt es auch bei Euch in der Umgebung Wehrkirchen oder gar Kirchenburgen? Ich freue mich, darüber zu hören. Kontakt unter webmaster (at) burgruinen.de…