Klein – aber fein

Nicht nur die „Großen“, mächtigen Anlagen (siehe „Groß und Mächtig) können den Burgenfan begeistern, manchmal sind es gerade die kleinen Anlagen, welche ihren besonderen Reiz haben. Einige davon werden hier kurz vorgestellt:

Burg Schadeck in Neckarsteinach (BaWÜ)

Burg Schadeck von der Neckarseite gesehen (Eigene Aufnahme)

Die Burg wurde 1335 auf fremdem Grund, nämlich Besitz der „Landschad von Steinach“ erbaut und zwar seltsamerweise von Erzbischof Balduin von Trier. Dieser hat diese Methode des „Schwarzbaus“ von Burgen öfter angewandt, zum Beispiel um in einer bestimmten Region erst einmal Fuß zu fassen. Bischof Balduin war zur Erbauungszeit ebenfalls Administrator der vakanten Bistümer Mainz, Worms und Speyer. Daher erscheint die Ruine auch manchmal in der Literatur als Wormser oder Mainzer bzw. zwischen den Bistümern geteilter Besitz. Für 400 Mark erwarb Balduin das Burggelände später von der Familie Landschad, 1428 ging die Burg aber dann endgültig in den Besitz der Landschad von Steinach über.

Die Burg verfiel ab der Mitte des 17. Jahrhunderts. Der filigrane Baustil der Schildmauer mit ihren beiden Türmen begeistert noch heute und auch sonst beweist die kleinste der 4 Burgen von Neckarsteinach, dass sie sich hinter ihren „großen“ Brüdern und Schwestern in der Nähe nicht zu verstecken braucht.

Das „Schlössel“ bei Klingenmünster (RLP)

Erst spät (1855) aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt, der fast 900 Jahre andauerte, ist die im Wald versteckt liegende Ruine aus dem frühen 11. Jh. der Prototypus einer Motte. In einem kleinen, in 2 Areale durch eine Zwischenmauer getrennten, ummauerten Platz befanden sich nach neuesten Grabungen mehrere Nutzungshorizonte.

Einfache 3D-Rekonstruktion der Burg mit Torturm und Wohnturm

Die Burg bestand im Wesentlichen aus der Ringmauer, einem Torturm, einem mächtigen Wohnturm mit angebauten Abortturm und mehreren hölzernen Anbauten in der Vorburg (im Bild oben zwischen Ringmauer und Wohnturm), von denen sich nichts erhalten hat.

Die Burg liegt mitten in einer so genannten Fliehburg aus dem 9.-10. Jh. Dieser hat die Form einer liegenden Acht, welche allerdings zwei unterschiedlich große Kreise enthält. Im kleineren der beiden wurde dann ein Hügel aufgeschüttet, und darauf eine Motte errichtet (die Burg wurde „eingemottet“).

Bei den Ausgrabungen wurden mehrere Bauphasen entdeckt, unter anderem gab es auf der Burg bereits zu dieser Zeit ein „Schwitzhaus“, also eine Art Sauna sowie Metallverarbeitung in der Vorburg. Das Fernsehen (SWR) besuchte die Ausgrabungen im Jahr 2013, ein kurzes Video finden sie hier.

Ein Besuch der Ruine und ihrer Umgebung lohnt sich auf jeden Fall, denn der Besucher kann hier Beispiele für die Burgentwicklung vom Ringwall Heidenschuh über den Ringwall beim Schlössel, das Schlössel selbst bis zur Stauferburg Landeck auf engstem Raum entdecken.

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