Infrastruktur (Wasser/Fäkalien)

Wasserversorgung auf Burgen

Brunnen der Burg Auerbach/Odenwald, 62m tief in den Felsen geschlagen.

Bei jeder Burganlage und besonders bei den weit verbreiteten Höhen-burgen war die Versorgung mit Wasser extrem wichtig. Wurde die Burg belagert, so führte ein Mangel an Wasser regelmäßig zur schnellen Kapitulation.

Um die Wasserversorgung sicherzustellen, wurden verschiedene Möglichkeiten genutzt:

Funktionsweise einer Filterzisterne (schematisch)
  1. Wasser wurde in Fässern mit Eseln zur Burg hinauf gebracht (Indiz ist oft der Flur- oder Straßenname Esels-???, Bsp: Eselspfad)
  2. Zisternen: Einfachste Form ist der aus dem Felsen gehauene Trog, in den das Regenwasser von den Dächern geleitet wurde. Ausgefeilter waren Filterzisternen. Auch bei ihnen wurde das Dachwasser verwendet, es wurde allerdings nicht in die Zisterne direkt abgeleitet, sondern in einen Bereich neben dem ausgehauenen oder gemauerten Zisternenschacht. Dort wurde das Wasser durch Sand oder Kies gefiltert.
  3. Brunnen: Ein Brunnenschacht wurde bis hin zu wasserführenden Schichten oder bis zum Grundwasser gegraben. Manche dieser Brunnen sind mehr als 100 m tief. Um zu vermeiden, dass die Arbeiter mangels Luftzufuhr erstickten, wurde manchmal in der Mitte des Schachtes eine Bretterwand gebaut und auf einer Seite ein Feuer unterhalten. Die erwärmte Luft zog auf einer Seite nach oben, auf der anderen wurde Frischluft nach unten gesogen.

Einige Burgen wurden nur deshalb erfolgreich belagert, weil man die Wasserversorgung unterband oder die Wasserstelle unter Kontrolle brachte (Burg Montclair, Saarland, 1351 durch Balduin von Trier).

Manche Brunnen oder Zisternen wurden daher in Brunnentürmen oder -häusern gesichert (Trifels, Madenburg) oder gleich in Gebäuden, meist in Kellern, untergebracht (Drachenfels/Pfalz).

Literaturempfehlung: Axel W. Gleue, Ohne Wasser keine Burg, Verlag Schnell&Steiner 2014, ISBN: 978-3-7954-2746-7

Fundiert und mit vielen Hintergrundinfos zur Wasserversorgung auf Höhenburgen und Festungen. Alle Aspekte werden beleuchtet und mit Beispielen und zum Teil Zahlen belegt. Beispielsweise erfährt der Leser den geschätzten Wasserverbrauch pro Tag einer durchschnittlichen Burg, lernt den Aufbau von diversen Brunnensystemen und Zisternen kennen, kurzum: das richtige Buch, für den an weiteren Informationen zum Thema interessierten Burgenfreund. (Rezension von Burgruinen.de, wir wurden dafür nicht bezahlt oder sonst unterstützt)

Fäkalienmanagement

Eines mussten auch die Burgbewohner täglich, nämlich aufs „stille Örtchen“ oder den „Abort“. Heute kaum vorstellbar, setzte man sich häufig auf eine Holzplatte mit Loch nach unten und erledigte dort sein „Geschäft“. Dieses überließ man der Schwerkraft und es fiel, evtl. durch einen hölzernen Schacht etwas kanalisiert, an der Burgmauer entlang bis zu deren Fuß. In England wurden diese Örtchen auch „Garderobe“ genannt, da manche dort ihre Kleidung zum desinfizieren mittels der aufsteigenden Ammoniakdämpfe aufhängten.

„Garderobe“, hier recht einfach als Loch in einer Wandnische. Chirk Castle, Public Domain by User Pridchardson, Wikimedia
Aborterker mit dreieckigem Abortschacht an der Ringmauer, Burg Kriebstein, Sachsen, Eigene Aufnahme
Aborterker von innen, Marksburg, Braubach, Eigene Aufnahme

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